POLITIK 3 48
Travemünde 14.04.2016
Heiraten beim Kurdirektor?
Am Mittwoch wurden wieder Travemünder Themen im Ortsrat besprochen
Weil die Lübecker Standesbeamten überlastet sind, soll in Travemünde der Kurdirektor Paare auf dem Windjammer »Passat« vermählen. Darin sieht jedenfalls Frank Zahn von der SPD einen Ausweg aus dem Hochzeits-Debakel, das derzeit Politik und Medien umtreibt. Dieses und weitere Themen wurden am Mittwoch im Travemünder Ortsrat behandelt.
Hauptredner in der April-Sitzung des Travemünder Ortsrates war Edgar Notbom, Stationsleiter bei der Travemünder Polizei. Weitere Themen waren unter anderem der Arbeitskreis familienfreundliches Travemünde, besagte Hochzeiten und die Situation der Geschäftsleute in der Kurgartenstraße.
Polizei in Travemünde
Edgar Notbom verwies zunächst auf die Presseberichte über den Liberalen Stammtisch von vergangener Woche (TA berichtete), wo alles Wesentliche bereits umfassend dargestellt worden sei.
Ob denn jemand in jüngerer Vergangenheit Opfer einer Straftat geworden sei, fragte Edgar Notbom dann ins etwa 20köpfige Publikum. Niemand meldete sich zu Wort. Kriminalfälle gibt es natürlich auch im Seebad. Ein besonders hinterhältiges Beispiel gab der Travemünder Polizeichef: In einem Supermarkt hätte ein Mann einer betagten Dame eine Konservendose vor die Nase gehalten und gefragt, ob sie die Schrift lesen könne. Die Ablenkung nutzte er dann, um der Frau unbemerkt die Geldbörse aus der offenen Manteltasche zu ziehen.
Problematisch für Travemünde seien die relativ vielen Fahrradunfälle. Speziell nannte Edgar Notbom den Gneversdorfer Weg mit der Ausfahrt von der Vogteistraße.
Was besonders von den Sicherheitsbeauftragten in der Politik heftig kritisiert wurde, war die Reduzierung der Wasserschutzpolizei. Die müsse am Skandikai rund um die Uhr besetzt sein, auch nachts, so die Auffassung von Frank Zahn (SPD). Jochen Mauritz (CDU) wurde anschaulicher: »Es ist gruselig, wenn Gefahrgut verteilt und nicht mehr kontrolliert wird«, sagte er. Die LKW von den Schiffen fahren dann durch Travemünde.
Familienfreundliches Travemünde
Christine Jaacks-Mirow stellte im Ortsrat den runden Tisch für ein familienfreundliches Travemünde (TA berichtete) vor. Unter Federführung von Haus der Jugend Travemünde, Kirche und TSV sollen sich die Travemünder Jugendangebote vernetzen. Am 17. September soll es auf dem Rugwisch-Sportplatz ein Familienfest geben, auf welchem sich Vereine und Verbände präsentieren.
Gefährliche Werbetafel
Ein Antrag der CDU befasst sich mit einer Werbetafel in der Vorderreihe (Höhe Kaiserbrücke). Radfahrer seien schon mehrfach bei Ausweichmanövern dagegengefahren. Die Verkehrsbehörde soll nun untersuchen, ob die Tafel versetzt werden muss.
Standesamtliche Trauungen auf dem Windjammer
Vor allem Personalnot soll es sein, die Standesbeamte den Weg auf die Travemünder Viermastbark »Passat« scheuen lässt. Frank Zahn (SPD) hat dafür einen Lösungsvorschlag: »Ich verstehe überhaupt nicht, warum der Kurdirektor oder sein Stellvertreter nicht bestellt werden kann, die Trauungen durchzuführen. Oder sein Stellvertreter.« Da müsse man bisschen flexibel sein.
Der Ortsrat jedenfalls sprach sich dann dafür aus, dass weiterhin Trauungen auf der Passat möglich sein sollen. Entsprechende Anträge gibt es auch von CDU, SPD und FDP in der kommenden Bürgerschaftssitzung.
Akustische Möwenvergrämung
Dr. Peter Voeltz hat sich des Themas der akustischen Möwenvergrämung TA berichtete) angenommen. Mit Möwen-Angstschreien und Raubvogelschreien wird derzeit an mindestens zwei Standorten in Travemüde versucht, die Tiere zu verscheuchen. Nun besteht die Sorge, dass das Beispiel Schule macht und noch weitere Lautsprecher in Travemünde aufgestellt werden. Aus dem Publikum meldete sich eine Betroffene, die von Beschallung im Fünf-Minuten-Takt sprach. Joche Mauritz (CDU) will das Thema mit in den entsprechenden Ausschuss nehmen.
Schilder zur Kurgartenstraße
Die Travemünder SPD berichtete, dass sich Geschäftsleute in der Kurgartenstraße nicht wahrgenommen fühlten. Man schlug vor, entsprechende Schilder aufzustellen. Die Mehrheit des Ortsrates war aber der Meinung, dass das nicht den gewünschten Effekt bringt und es schon genug Schilder gäbe. Thomas Thalau (CDU) vertrat die Auffassung, die Interessenvertretung der Wirtschaft solle sich darum kümmern. Dann wurde festgestellt, dass von denen aber niemand da sei auf der Sitzung. Aus dem Publikum kam der Zwischenruf, die müssten sich vielleicht noch ein bisschen darauf vorberieten. »Auf die nächste Sitzung?«, fragte daraufhin der Ortsratsvorsitzende Gerd Schröder (CDU), was möglicherweise ironisch gemeint war.
Der Bürgermeister und die Baugebiete
Zum Abschluss kündigte der Ortsratsvorsitzende an, dass der Bürgermeister auf der nächsten Sitzung über die geplanten Baugebiete im Teutendorfer Weg und Howingsbrook berichten solle. Woraufhin mehrfach nachgefragt wurde: »Der Bürgermeister?«, was ein wenig irritiert klang. Eine weitere Meinung ging in die Richtung, dass das mit den Baugebieten vor 2017 oder 2018 sowieso nichts werde. TA