KUNST & KULTUR
Travemünde 07.02.2016
Kabarett in der Travemünder Kulturbühne
Kopfkino – eine Ein-Mann-Show jenseits aller Schubladen
Kulturbühnenchef Wolfgang Hovestädt konnte wieder einmal seine Gäste vor praktisch ausverkauften Hause begrüßen. Und nicht nur dies: es sei wiederum gelungen, in Travemünde etwas Besonderes, nämlich einen jungen Künstler zu präsentieren, der am Anfang einer großen Karriere steht. Martin Zingsheim heißt der Künstler und wäre Assoziations-Hopping eine olympische Disziplin, könnte er sich Hoffnung auf Medaillen machen. Im Sturm hat er die Kleinkunstszene erobert, zahlreiche Kabarettpreise eingeheimst und den Sprung ins Radio sowie ins Fernsehen geschafft.
Am Samstagabend zeigte das 30 Jahre junge Ausnahmetalent aus Köln mit seinem neuen Soloprogramm im Travemünder Kulturbahnhof seine Art, wie heute Kabarett funktioniert. Martin Zingsheim nennt sein Programm »Kopfkino« und er erklärt gleich zu Beginn des Abends, er sei auf »Welttournee« durch den deutschsprachigen Raum und werde eine rasante Ein-Mann-Show jenseits aller Schubladen präsentieren. Die Dramaturgie des Abends folgte dem wilden Gedankenstrom des frisch promovierten Lockenkopfes. Ein sprachlich wie musikalisch virtuoses Abenteuer über Gott und die Welt, Liebe und Hass, Erziehung und Pauschalreisen.
Grandios verkopft ringt Martin Zingsheim mit Protagonisten der Kulturgeschichte, kämpft gegen die musikalischen Folgen einer Kindheit in den 90ern, erklärt Veganismus zu einer rein lexikalischen Herausforderung und plant den Sturz des herrschenden Systems durch getanzte Revolution. Am Rande des Scharfsinns redet, spielt und singt sich der Senkrechtstarter durch seine eigenen Geistesblitze. Die Fans der Travemünder Kabarettszene nahm er mit auf eine intellektuelle und kurzweilige Reise durch den Abend: blitzgescheit, innovativ und kritisch. PM/KEV
Fotos Karl Erhard Vögele