VERANSTALTUNGEN
Travemünde 06.09.2015
»Das ist schlecht organisiert«
Kunsthandwerker unzufrieden mit dem Travemünder Fischerfest
Es war nicht das erste, sondern schon das fünfte Travemünder Fischerfest. Da gingen die Kunsthandwerker davon aus, dass es läuft. Dabei geht es gar nicht um die Besucherzahl, auch wenn die hinter den Vorjahren zurückgeblieben sein dürfte. Es war schlicht die Organisation ihres kleinen Marktes, die bei den Ausstellern für Frust sorgte.
Lediglich fünf Kunsthandwerker waren in einem seitlich abgelegenen Areal platziert worden. Die Ansicht der Passanten wurde von einem riesigen Rolltor am Ende des Platzes dominiert. Der Verpächter soll darauf bestanden haben, dass der Weg zum Tor freibleibt – falls ein Schiff in die Halle gebracht werden muss. Rechts und links der riesigen grauen Fläche waren schlecht einsehbar die Zelte der Kunsthandwerker platziert.»Nicht zufrieden« zeigte sich Marion J. Bartz aus Berlin, die mit ihren schönen, nach eigenen Motiven gefertigten Magnet-Lesezeichen dabei war. Man stünde in einer »Seitenstraße«, sagte die erfahrene Kunsthandwerkerin im Gespräch mit »Travemünde Aktuell«. »Vorne wäre es gut gewesen, da hätte keiner von uns sich beschwert«, sagte sie. »So sehe ich nichts und werde nicht gesehen.« Oft hätte sie zu hören bekommen: »Ach, das ist ja Zufall dass ich Sie gefunden habe.« Eine Stunde lang hat sie sich den Lauf vor ihrem Zelt notiert. 52 Leute sind da vorbeigekommen. »Davon haben vier hier gestanden und sich mit mir unterhalten und einer hat gekauft.« Bei ihren kleinpreisigen Artikeln macht das höchstens zehn Euro Umsatz. »Und dafür ist die Standmiete sehr teuer«, sagt Marion J. Bartz. Dazu kommen für die Berlinerin Zeltmiete, Benzin, Übernachtung. Auf 1.115 Euro schätzt sie die Kosten für ihre Teilnahme am Travemünder Fischerfest, einen Arbeitslohn noch gar nicht eingerechnet. Kunsthandwerker dürfe man nicht an die Seite stellen, weiß die erfahrene Ausstellerin aus der täglichen Praxis. »Die Leute haben so ein Kaufverhalten, für eine Bratwurst gehen sie an die Seite. Oder für eine Cola. Aber nicht für Kunst.« Die Fläche innerhalb des Fischerfestes sei den Ausstellern als kleiner Kunsthandwerkermarkt angeboten worden, aber nicht plakatiert worden. »Man hätte uns erwähnen müssen, fairerweise. So fühlen wir uns als Staffage«, bedauert Marion J. Bartz.Auf der anderen Seite des Platzes steht Joachim Wolf aus Mülheim-Speldorf im Ruhrgebiet. Er verkauft handgemachte Wohn- und Gartenaccessoires, verarbeitet dazu auch schönes Holz aus Treibgut. Mit der Veranstaltung Fischerfest sei er zufrieden, sagt der Kunsthandwerker. »Aber hier mit dem Platz nicht. Die Leute laufen vorbei.« Was falsch gelaufen ist, kann er auch sagen: »Wir hätten entweder mit unseren paar Ständen rausgemusst oder hier hätte jede Menge mehr reingemusst«, sagt er. Ob er im nächsten Jahr wiederkommt, darüber müsse man nochmal reden, auch preislich. »Das ist teurer als bei jeder Handwerkerveranstaltung«, sagt er. Dem Vernehmen nach zahlen einzelne Kunsthandwerker 290,00 Euro Standmiete und 370,00 Euro Zeltmiete. »Wir sind ja auch in Timmendorf und Niendorf, da zahlen wir dreißig, vierzig Euro weniger«, sagt Joachim Wolf.»Das ist schlecht organisiert«, sagt auch Arno von der Dunk, der mit seinen sehenswerten maritimen Fotografien aus Ashausen in Niedersachsen angereist ist. Er sei »gar nicht zufrieden«. Und das nicht nur wegen des schlechten Standplatzs. »Ich hab mich drauf gefreut auf das Fischerfest«, sagt er. Er hätte schon als Kind Shantys mitgesungen. »Ich hatte richtig Lust drauf hier Shantys zu hören«. Stattdessen hätte es Rock und Irish Folk gegeben. »Ich hätte lieber einen Fischer gehabt der auf dem Platz sitzt und uns ein paar Geschichten erzählt«, sagt er. Beim Kunsthandwerkermarkt wundert er sich, dass nur fünf Stände zustande kamen. Da hätte er helfen können. »Wir hätten noch viel mehr gewusst«, sagt er. Und mit noch fünf bis sieben weiteren Ständen hätte es schon ganz anders ausgesehen. »Dann wäre es ein Markt«. Die hätte man auch links und rechts im Halbrund aufstellen können, so dass die Einfahrt zur Halle in der Mitte erhalten bleibt. Arno von der Dunk mag die Atmosphäre auf dem Fischerfest, weil das mal etwas anderes ist als immer nur Kunsthandwerk. Er würde auch wiederkommen im nächsten Jahr. »Aber dann will ich vorher sehen, wo wir stehen und wie die Organisation ist«, sagt er. »Es gibt ja ein Programm hier vom Fischerfest, da stehen wir ja gar nicht drinne.« Er hätte erstmal dafür sorgen müssen, dass die Tische vor dem Platz wegkommen, damit etwas mehr Publikum hinfindet. »Schade dass wir da erst drauf kommen müssen und dass die das nicht vorher bei der Organisation sehen.« Auch weise kein Schild auf den Kunsthandwerkermarkt beim Fischerfest hin. »Wenn man da vorne langgeht, dann wirkt das als wenn da mal jemand auf dem Hof einen kleinen privaten Flohmarkt organisiert hat«, sagt er. »So ein bisschen gewollt und nicht gekonnt.« TA