KUNST & KULTUR
Timmendorfer Strand 15.09.2013
Von Begeisterung bis Empörung:
Ausstellung »Hautnah« mit Akten von Rolf Ohst in Timmendorfer Strand eröffnet
Zögernd betritt ein älteres Ehepaar die Timmendorfer Trinkkurhalle und bleibt vor dem beinahe lebensgroßen Gemälde einer unbekleideten und sehr üppigen Frau am Meer stehen. »Oh mein Gott«, sagt die Besucherin. »Fürchte Dich nicht«, steht auf einem kleinen Zettelchen am Gemälde. Vernissage in der Galerie von Anja Es.
Geladene Gäste und zufällige Passanten strömen in die Trinkkurhalle, werden von Galeristin Anja Es empfangen. Am Tresen knallen die Sektkorken, Musik wird über Mischpult zugespielt. Die Gäste sehen sich interessiert um: Bei den Bildern der üppigen Damen, die schon im Vorfeld für Reaktionen von Empörung bis Begeisterung gesorgt haben. Und bei den Strandbildern, das wandbeherrschende Panorama »Naturschutzgebiet« für 22.000 Euro, das Postkartenformat mit zwei Damen auf der Luftmatratze für 180 Euro.Anja Es und Rolf Ohst erfüllen die Fotowünsche von Karl Ehard Vögele (Travemünde Aktuell) und Harald Denkmann (HL-live.de), dann wird die Musik ausgeblendet, ein Glöckchen ertönt, Galeristin und Künstler betreten die Bühne und es wird Zeit für die Ansprache.Anja Es aus Travemünde erzählt wie sie aufmerksam wurde auf Rolf Ohst aus Berlin. Ein Kunde hatte sich bei ihr beklagt, dass der begnadete Künstler leider nur noch »fette Weiber« male. Anja Es wurde aufmerksam, googelte den Namen und sah ein Bild von »einer Frau wie ein Wal an den Strand gespült, unfähig sich zu erheben.«Anja Es erzählt von Gier und Fresssucht der Gesellschaft, die man in den Bildern wiederfindet, vom subtilen Humor des Künstlers Rolf Ohst und von seiner malerischen Perfektion, die es ihm erlaube, mit den großen Meistern zu spielen.Dabei stehen Künstler und Galeristin auf der Bühne vor einem riesigen Gemälde. Es ist dreiteilig, ein großer Mittelteil mit zwei Flügeln, wie ein Altarbild. Zu sehen ist eine riesige, unbekleidete und eindeutig übergewichtige Frau, die wie Gulliver von kleinen Menschen mit einem Baugerüst versehen wird. »Mother Earth« heißt das Werk, berichtet Anja Es und meint: »Wir alle sind eigentlich eingerüstet von den Schönheitsidealen nicht nur der Männer«. Am Ende gibt sie noch den Tipp, auch auf die Rückseite des Bildes zu schauen. Da sei der Kosmos zu sehen, allerdings ohne Erde. Dann verlassen Galeristin und Künstler die Bühne. Rolf Ohst hat keine Rede gehalten, eine Ausstellungsbesucherin spricht Anja Es darauf an. »Er sagt nichts, er malt«, erwidert die Galeristin. TA#ia#»Hautnah«- Ausstellung mit Werken von Rolf OhstTrinkkurhalle Timmendorfer Strand (Kurpromenade)Timmendorfer StrandDie Ausstellung läuft bis Mitte November