NATUR & UMWELT
Travemünde 03.03.2012
Rehe lieben Rosen:
Travemündes neuer Stadtjäger Bernd Böstrow zum Thema Wild auf dem Priwall
Viermal die Woche ist Bernd Böstrow in Travemünde unterwegs, aber meist merkt man nichts von ihm: Als Stadtjäger hat er eine Sondergenehmigung, mit Schalldämpfer zu schießen. Ein Service für die Bürger, die nicht vom lauten Knall der Flinte aufgeschreckt werden sollen.
Er sei kein großer Redner, meinte Bernd Böstrow und hielt dann doch einen kurzweiligen Vortrag: Auf Einladung der »Gemeinschaft der Priwallbewohner e.V.« war er im Februar ins Restaurant »Siemer« gekommen und berichtete über das Thema »Wild auf dem Priwall«.
Böstrow, seit 6 Monaten Stadtjäger von Travemünde, erklärte, warum auf dem Priwall die Begegnung mit einem Wildschwein nicht ganz unwahrscheinlich ist: Das Gebiet mit der höchsten Schweinepopulation von ganz Mecklenburg-Vorpommern grenze an den Priwall, und weil die Jäger dort nicht untätig seien, würde die Schweine eben auf den Priwall ausweichen. Da treffen sie auf freilaufenden Hunde und als letzter Rückzugspunkt bleiben dann die Vorgärten der Priwallianer. Zum Glück sind Schweine Fluchttiere, sie suchen schnell das Weite. Es sei denn sie fühlen sich bedroht, dann können sie auch mal zum Angriff übergehen, was selbst manchem Jäger schon zum Verhängnis geworden ist.
Da freut man sich doch eher über die Begegnung mit einem Reh, die seien auf dem Priwall nicht mehr so scheu, bis auf 15 Meter könne man ran, meinte der Stadtjäger. Weil Rehe schlecht gucken können, kann man sie gut beobachten, so lange man sich nicht bewegt.
Ein Ärgernis sind natürlich die Schäden in den Gärten. Ein Reh lässt sich vom Gartenzaun nicht aufhalten, wenn eine leckere Rose lockt, die Tiere lieben den Duft und den Nektar der Blüten. Schweine sind mit Zäunen durchaus zu bremsen, es sei denn ein Komposthaufen mit schmackhaften Küchenabfällen lockt, dann finden sie einen Weg.
Der Stadtjäger arbeitet übrigens ehrenamtlich. Er bekommt kein Geld, höchstens mal einen saftigen Braten, wenn das Fleisch noch verwertbar ist: »Stockenten schmecken sehr gut«, versicherte Bernd Böstrow auf der Versammlung. Und musste den Zuschauern, die schon am Überlegen waren, sich auch mal privat eine Ente einzufangen, dann doch gleich wieder den Wind aus den Segeln nehmen: »Das wäre dann Wilderei.« TA