ORTSGESCHEHEN 4 4
Travemünde 02.03.2012
Grünstrand quo vadis?
Die Bürger müssen für ihren Willen kämpfen
Grünstrand wohin des Weges? Viele Bürgerinnen und Bürger folgten dem Aufruf der Fraktion der Grünen der Lübecker Bürgerschaft zu einem Vorbereitungsworkshop in die Alte Vogtei in Travemünde. Ziel war es, in der von Carl Howe moderierten Veranstaltung, sich mit dem Thema der Entwicklung des Grünstrandes zu befassen.
Denn die Verwaltung der Hansestadt hat zu einem für alle offenen Ideen-Workshop am Sonnabend, 10. März 2012, von 10 bis 15 Uhr im Maritim Travemünde eingeladen. Welches Gewicht die Bürger und Bürgerinnen dem Thema beimessen, zeigte die hohe Beteiligung und auch die sehr umfassende Diskussion mit vielen sachlich fundierten Beiträgen.
Auch für den Lübecker Yacht Club ist dies ein Top-Thema. Das belegt das Erscheinen von Mitgliedern des Vorstandes, von Zuständigen für die Travemünder Woche und von Mitgliedern. Auch betroffene Segler waren gekommen. »Der veranstaltende Fachbereich Wirtschaft und Soziales hofft auf eine große Beteiligung und viele Impuls gebende Ideen«, so der Pressetext der Verwaltung.
Der Verlauf des Vorbereitungsworkshops hat gezeigt, dass die Verwaltung, Wirtschaftssenator Sven Schindler und der Profimoderator Peter Mangels von Partnership Management mit interessanten Beiträgen rechnen können. Mehr noch: viele kritische Fragen tun sich auf – z.B. alleine die Formulierung im Pressetext, dass es sich um ein Projekt handele, hat den Verdacht geschürt, als stünde die Bebauung durch einen bereits seit Jahren in den Fraktionen und Parteien auftretenden Werber des Investors Imetas für den Segelcampus Mövenstein (laut Werbebroschüre) schon fest.
Denn die anwesenden BürgerInnen meinten mehrheitlich, dass wir uns erst in der Vorstufe von möglichen Projekten befinden. Das heißt, erst muss eine Ideenvielfalt für alternative Entwicklungskonzepte des Grünstrandes erarbeiten werden. Diese müssten liegen zwischen einen künftigen Zustand »keiner Bebauung«, dann einer »Ausstattung« des Grünstrandes allenfalls mit einem Café oder Minigolf usw. und dann eben einer »flächigen« Bebauung mit Marina.
Erst danach könne eine Grundsatzentscheidung über die Entwicklung getroffen werden. Die Befürchtung sei groß, dass der Ideenworkshop dies nicht leisten kann oder vielleicht sogar gar nicht leisten soll. Auch die kurze Zeit der Vorankündigung bis zum Ideenworkshop gab eher Anlass der Bestätigung dieser Sorge als eine Entwarnung.
Als Schwerpunkte der Diskussion stellten sich nach immer wieder auftauchenden Sachfragen, die schließlich zu einer gemeinsamen Informationsgrundlage beitrugen, die Position des Lübecker Yacht Clubs ein, dann die Problematik eines Großprojektes »Hotel, Tourismus und Sportzentrum mit Marina« wie auch Konzept und Strategie, eine massive Bebauung überhaupt verhindern zu können.
Eine solche Forderung entsprach etwa dem Mainstream der an diesem Abend Anwesenden. Die Vertreter des LYC wurde nicht müde zu betonen, dass der Lübecker Yachtclub, wie oft der Eindruck in der Öffentlichkeit zu hören sei, nicht die treibende Kraft eines Bauprojektes wie von Imetas vorgesehen sei. Der LYC und die Travemünder Woche könnten auch ohne dieses »Großprojekt« leben.
Alternative Lösungen wie die dadurch wegfallende Flächen durch andere kompensiert werden könnten, haben offenbar den LYC bislang nicht überzeugen können. Eingehend wurde die Problematik einer geplanten Marina diskutiert. Weder sei klar, wie sich diese strömungstechnisch auf die Wasserstraße mit Versandungen auswirken würde wie auch auf die Akzeptanz durch die Segler. Viele Fragen der Infrastrukturkosten, der verkehrlichen An- und Einbindung seien offen und daher sei ein »Großprojekt« dieser Art überhaupt noch nicht entscheidungsreif, abgesehen davon, dass der Bürgerwille möglicherweise dieses Projekt gar nicht wolle. Davon ging ein großer Teil der Anwesenden aus.
So stellte sich die Frage, wie denn das »Großprojekt« einer flächigen Bebauung überhaupt noch gestoppt werden könnte, nach dem von Anwesenden der »eiserne Wille« von Bürgermeister und Senator und auch von Teilen der Verwaltung erwähnt wurde, das Projekt alleine schon wegen der Einnahmen aus dem Geländeverkauf intensiv zu befördern. Wiederholt wurde die Frage gestellt, wie sich die Fraktionen in der Bürgerschaft zum Projekt stellen würden, nach dem zwar eine Bürgerbeteiligung vorgesehen sei und Fraktionen auch betonten, den Bürgerwillen zu respektieren. Doch hier ist für alle Anwesenden deutlich geworden, dass die Bürger Ihre Chance nutzen und für ihre Sache kämpfen müssen – für eine Entscheidung, die dem Bürgerwillen entspricht. KEV
Alle Fotos: Karl Erhard Vögele
Die Pressemitteilung der GRÜNEN zum Thema im Wortlaut:
Behutsame Entwicklung ohne Bebauung wird favorisiert
Auf Einladung der GRÜNEN kamen interessierte Bürger und Bürgerinnen in die »Alte Vogtei« in Travemünde, um gemeinsam den von der Lübecker Stadtverwaltung geplanten »Workshop Grünstrand« vorzubereiten.
Dabei wurde deutlich, dass das Thema viele Menschen bewegt und ein hohes Engagement vorhanden ist, die Entwicklung Travemündes – speziell des Grünstrandes – mitgestalten zu wollen. Ebenso klar wurde aber auch, dass noch sehr viele Fragen offen sind. So bewegt die Menschen besonders, welche Alternativen es zu einer Bebauung durch einen Investor gibt.
Deutlich zu spüren war, dass der Großteil der Anwesenden den Ist-Zustand des Grünstrandes favorisiert. Nach der Umgestaltung der Promenade und der Errichtung eines schönen Kinderspielplatzes an deren Ende fehlt den meisten nur noch ein kleines Café mit Toiletten und Wickelplatz, eventuell noch ein Minigolfplatz, um mit dem Grünstrand und seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten Nutzung rundum zufrieden zu sein.
Der Senator für Wirtschaft und Soziales, Sven Schindler, wirbt mit einer »rekordverdächtigen Anzahl von Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung« die wir GRÜNE innerhalb unserer Kooperation hart erkämpft haben. Wir möchten alle BürgerInnen ermutigen und einladen, schon beim Workshop am Samstag, 10. März 2012, 10 bis 15 Uhr im Travemünder »Maritim« klar und selbstbewusst die eigenen Wünsche und Vorstellungen zu artikulieren, auch – oder gerade – wenn sie sich von den Vorstellungen der Verwaltungen unterscheiden. Es muss zu diesem Zeitpunkt schon möglich sein, eine Bebauung der Fläche abzulehnen und den jetzigen Zustand zu erhalten.
Die GRÜNEN haben ein Faltblatt drucken lassen, auf dem Argumente für den Erhalt des Grünstrands zusammengetragen wurden. Wer helfen möchte, dieses Informationsblatt zu verteilen, kann sich gerne im Fraktionsbüro, Telefon (0451) 122 1040 / oder 1041, melden.
Als Download ist es auf der Web-Seite www.gruene-luebeck.de eingestellt.
Hilde Klöckner