MARITIMES
Travemünde 17.05.2011
Der Passat Chor auf der Kruzenshtern
Dritter Tag: Kapitänsempfang, Sicherheitsübungen, Sightseeing ums Schiff
Der Sonnenaufgang vor der dänischen Küste versprach einen schönen Tag. Nur wenige fanden den Weg an Deck, weil sich allerhand Nachholbedarf an Schlaf angesammelt hat. Um 9 Uhr war ein Empfang beim Kapitän angesagt. »Mike« nennt die Crew respektvoll ihren Kommandanten Michael Novikov. Der Kapitän hieß uns willkommen und erzählte uns allerhand über das Schiff und die Besatzung, Kadetten und Kadettinnen.
Anja Fingerhut, Akkordeonistin der Combo, überbrachte ihm die Grüße, der Jubiläums-CD und die Dankesworte des Passat Chores: »Capitain we thank you for these interesting journey on your great ship, the Kruzensthern. We feel good here on board with your really very kindly crew. For many of us a dream came true to go with a ship that is the sistership of our Passat. And therefore we are looklng forward to your visite in Travemünde. We are very proud to welcome you at the 100th birthday of our Passat. My men and I would like to thank you with our new CD «Best of 35 Years Passat Chor«.
Der Kapitän bedankte sich für die guten Worte und gab einen Überblick über den restlichen Ablauf der Reise. Nachts würde das Schiff weiterhin unter Maschine laufen, tagsüber würden Segelmanöver gefahren, Schulungen der Kadetten und Kadettinnen und Reparaturen am Schiff vorgenommen. Der Passat Chor sei die bislang größte Gruppe an Bord. Sie habe mit dem abendlichen kleinen Konzert der Mannschaft eine große Freude bereitet. Leider habe die russische Seefahrt keine Kultur dieser Art von maritimem Chorgesang, so dass gerade diese Präsentation die Mannschaft sehr berührt und gefreut habe.
Minne Nolze, Tochter des Kapitäns Robert Clauß, der die Passat nach Travemünde überführte und auch Kapitän unter anderem der Priwall, Pamir und vor allem auch der Padua – so hieß die Kruzenshtern früher – gewesen ist, übergab dem Kapitän ein Originalfoto der Padua aus dem Jahre 1937, das er noch nicht kannte und sehr gerührt für sein Museum entgegennahm.
Am Schluß seiner kleinen Rede schenkte Kapitän »Mike« den beiden Geburtstagskindern des Chores ein kleine Aufmerksamkeit zur Erinnerung an ihren Geburtstag an Bord. Den Dank an Schiff und Besatzung drückte der Passat Chor noch mal auf seine Weise aus. Stehend gab es den Shanty aller Shanty‹s »De Hamborger Veermaster«.
Im weiteren Verlauf des Tages hielten wieder diverse Segelalarme die Kadetten in Bewegung und für die Gäste gab es Besichtigungen von Museum, Kartenraum und Maschine des Schiffes.
Überraschend hat der Kapitän wegen des ruhigen Wetters den Gästen eine »Rundfahrt« mit den Rettungsboten um das Schiff angeboten. Jeweils 5 Personen konnten in den Schlauchboten Platz nehmen und einige Runden um das Schiff drehen, für ein Fotoshooting der unter Segel stehenden Bark. Kurz vor Ende der Aktion streikte bei einem der Rettungsboote der Motor. Die Umstellung auf »Vorwärtsfahrt« blockierte. Das Rettungsboot schrammte in Rückwärtsfahrt ständig am Bord der Kruzenshtern und drohte langsam durch das über den niedrigen Spiegel schwappende Wasser voll vollzulaufen. Schließlich gelang es den Motor zu stoppen, doch derweil trieben Schlauchboot und Passagiere weit ab. Das zweite Boot übernahm die Passagiere und schleppte in einer zweiten »Rettungsfahrt« den Havaristen wieder zum Bordkran. Die Mechaniker warteten bereits, um den Motor zu reparieren.
Nur kurz war es ruhig an Bord. Gegen 17 Uhr schrillte die Alarmglocke für den großen Katastrophenfall. Da hieß es Rettungswesten anlegen und die für die einzelnen Kabinen vorgesehenen Rettungsboote zu begeben. Bei einem unmittelbar folgenden weiteren Großalarm mussten die Gäste statt den Rettungswesten die Überlebensanzüge anschleppen, allerdings ohne diese dann anzulegen. Fazit: Sicherheit an Bord wird groß geschrieben.
Der Abend klang aus mit einem Vortrag von über die Geschichte der Padua,der heutigen Kruzenshtern. Und hier war Eile geboten, denn die Bark sollte um 22.00 Uhr Skagen umrunden und da sollten alle an Deck sein – und so geschah es. Kaum zu glauben, was an Bord so den lieben langen Tag alles geschehen kann. KEV