POLITIK 4
Travemünde 10.04.2011
Wer verbreitet Angst und Schrecken?
Krach zwischen IG Kurbetrieb und SPD Travemünde
Auf der ersten großen Versammlung der »Interessengemeinschaft rettet den Kurbetrieb für Travemünde« wurde Wolfgang Hovestädt, SPD-Vorsitzender aus Travemünde, noch willkommen geheißen. Man wolle ja alle Differenzen in anderen Fragen beiseite lassen und gemeinsam für den Kurbetrieb kämpfen, hieß es.
Hovestädt hatte sogar selbst Unterschriftenlisten der IG angefordert und im Rosenhof auf dem Priwall ausgelegt. Inzwischen kracht es zwischen Partei und Bürgerinitiative. Auslöser ist eine Notiz von Wolfgang Hovestädt auf der Internetseite des SPD-Ortsverbandes. Da wirft er der Bürgerinitiative vor, »Angst und Schrecken« zu verbreiten. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Im März war noch alles gut. Auf der Bürgerversammlung der Interessengemeinschaft stellte Wolfgang Hovestädt (SPD) den Spareffekt des umstrittenen Bürgerschafts-Beschlusses vom Februar in Frage. Die Frage, was gespart werden solle wenn der Kurbetrieb aufgelöst werde, sei auch in Lübeck gestellt worden und bis jetzt offen geblieben. »Es ist nichts dabei herausgekommen«, sagte Wolfgang Hovestädt. Er widersprach auch den Aussagen von Senator Sven Schindler (SPD), dass nichts mehr zu ändern sei. »Wir haben immer noch Basisdemokratie«. Man wolle, könne und werde etwas ändern. Weiter gab Hovestädt Tipps für Demos: Er empfahl, mit kleinen Schritten anzufangen und an der Schüler-Protestaktion für den Erhalt der Aula vor der Stadtschule teilzunehmen. »Das hat ja indirekt auch was mit unserem Kurbetrieb zu tun.« Denn die Aula solle für den Tourismus und auch für die Schule erhalten werden. Die Empfehlung wurde angenommen, Mitglieder der Interessengemeinschaft nahmen an der Demonstration teil.
Auch auf der Kundgebung der Interessengemeinschaft einige Tage später war Wolfgang Hovestädt dabei und erklärte, er habe auf der Kreisausschusssitzung der SPD »die Forderung gestellt, dass wir einen Kurbetrieb brauchen.« Ob ein Kurbetrieb so wie er jetzt sei gebraucht werde, das sei eine andere Frage. »Leider« sei in der Bürgerschaft beschlossen worden, dass der Kurbetrieb »auf diese hoheitlichen Aufgaben wieder zurückgeführt werden soll. Das ist natürlich ganz großer Blödsinn, es gibt keine hoheitlichen Aufgaben. Es gibt nur Aufgaben, die den Kurgast betreffen.« Hovestädt erklärte, die SPD Travemünde setzte sich dafür ein dass ein Kurbetrieb hier in Travemünde erhalten bleibe. »Natürlich mit Ihnen gemeinsam«, sagte er zu den Teilnehmern der Kundgebung.
Am 8. April erschien dann auf der Internet-Seite www.spd-travemuende.de eine Notiz, die mit »gemeinsam« nicht mehr viel zu tun hat: »Eine IG macht in Travemünde zurzeit mobil mit dem Aufruf »Rettet den Kurbetrieb« – nur, es gibt gar nichts zu retten«, heißt es da. »Die IG verbreitet die Meldung – und damit auch Angst und Schrecken, dass der Kurbetrieb aufgelöst werden soll. Das Gegenteil ist der Fall!« Die SPD Travemünde habe ein Konzept für eine modernes Tourismusmanagement erstellt, das am 14. April in einer Mitgliederversammlung der SPD vorgestellt werden solle. Außerhalb der SPD ist über das Konzept nichts bekannt.
Sehr verärgert zeigte sich darauf am Samstag Johannes Pegel (parteilos), einer der Sprecher der Interessengemeinschaft für den Kurbetrieb, der Hovestädt einen »Satiriker« nannte. »Herr Hovestädt hat sich seinerzeit auch in unsere IG geschlichen, hat uns versprochen, uns zu unterstützen«, sagte Pegel. Auf der Kundgebung verlas er dann die neue Notiz der SPD. Dass Hovestädt nun nicht zur Demonstration gekommen sei, nannte Pegel »feige«. Den Vorwurf, Angst und Schrecken zu verbreiten, gab er zurück: »Angst und Schrecken« würden nur Hovestädt und seine Parteigenossen verbreiten.
»Wir, die Interessengemeinschaft, klären den Bürger ehrlich auf«, sagte Pegel. »Woher nehmen Sie eigentlich die Arroganz Herr Hovestädt, dass Sie persönlich in der Lage sind, ein Konzept für ein modernes Tourismusmanagement in Travemünde zu erstellen? Wir können nur hoffen für unser Travemünde, dass Ihre Parteigenossen aus Stadt und Land Sie endlich abwickeln, Herr Hovestädt«, schloss Pegel und griff dann selbst mal zur Satire: »Und da verspreche ich Ihnen, dass wir keine IG rettet den Hovestädt gründen werden, Sie sind nicht mehr zu retten!« TA
Externe Links zum Thema: Internetauftritt des SPD-Ortsverbandes Travemünde, Internetauftritt der Interessengemeinschaft »Rettet den Kurbetrieb für Travemünde«.
1 http://www.spd-travemuende.de/index.php?nr=2535&menu=1
2 http://www.rettet-den-kurbetrieb.de