NATUR & UMWELT
Travemünde 13.02.2011
Brodtener Ufer Wanderweg oben und unten
Gedanken vom jeweiligen Standpunkt aus
Seit Tagen ist das Brodtener Ufer im Gespräch (TA berichtete). Es sind Teile des Wanderweges gesperrt wegen zahlreichen Abbrüchen, die zum Teil den Wanderweg mit nach unten gerissen oder ihn unterhöhlt haben. Eine Annäherung an die Abrisskante birgt das Risiko eines Absturzes in sich.
Man sieht nicht, wie weit der Boden unter einem unterhöhlt ist und daher schnell brechen kann. Wen es denn jemand in die Tiefe gerissen haben sollte, dann hat der Pechvogel schlechte Karten, wenn er dabei verletzt worden ist und unten auf Hilfe warten muss. Eine Bergung ist nur aus der Luft oder möglicherweise auch mit den Techniken der Bergrettung oder von der Wasserseite aus (DLRG, DGzRS, Tauchergruppe Feuerwehr, THW usw.) denkbar.
Wer sich mal unten umgesehen hat, der kann sich kaum vorstellen, wie sich Rettungshelfer zu einem Verletzten durch die abgestürzten Bäume vorarbeiten und auch noch in der Lage sind, ihn nach oben zu einem Rettungswagen zu bringen.
Etwas anders erscheinen einem die Verhältnisse und Risiken aus der Sicht von unten. Betrachtet man das Steilufer mit Blick nach oben, so gehen einem andere Gedanken durch den Kopf. Zwar sind längere Strecken ohne Hindernis zu gehen, und dort wo der Strand breit ist und keine Bäume an der Abrisskante stehen, wähnt man sich einigermaßen sicher. Doch wer mag es sich vorstellen, was passiert, wenn sich größere Lehmmassen lösen und in breiter Front nach unten rutschen?
An anderer Stelle wird es dann eng, ein großer Baum liegt quer. Eine Art »Trampelpfad« über Äste, Zweige und Steine zeigt, wo Möglichkeiten bestehen, das Hindernis zu durchdringen. Müht man sich gerade dabei ab, zwischen dem dicken Stamm und einer ebenso dicken Verzweigung geduckt hindurch zu kriechen, Zweige zur Seite zu schieben so gleitet das Auge immer wieder nach oben. Fast senkrecht über einem erkennt man an der Abrisskante überhängende Bäume oder Lehmmassen. Gleichwohl sie scheinen fest und bewegen sich nicht. Doch der Gedanke an eine schnelle Flucht aus dem Gestrüpp heraus, sollte sich oben was lösen, lässt einen schaudern. So gesehen bleibt offen, wo denn nun das größere Risiko ist. Oben oder unten.
Am heutigen Sonntag scheinen Spaziergänger kaum von den Hinweisschildern beeindruckt worden zu sein. Ja einige Schilder die gestern noch da waren, fehlten heute. Ganze Scharen ließen es sich daher nicht nehmen, das Naturschauspiel zu bewundern. Unten am Wasser jemanden zu begegnen war schon eher ein seltenes Ereignis. Doch man tauschte sich aus, gab Hinweise darauf wie es in der anderen Richtung weiter geht nicht ohne einen zumindest versteckten Hinweis, dass es eigentlich schon ganz schön eng werden kann. Auch für die Rettungskräfte. Sie sollten sich zusammensetzen und den Worstcase einmal durchspielen und ein Rettungskonzept erarbeiten. KEV