MEDIEN 2 13
Travemünde 07.03.2010
Aqua-Top im NDR:
»Auf Einzelschicksale will die Stadt keine Rücksicht nehmen«
»Es war einmal das modernste Spaßbad des Landes, ein Vorzeigeobjekt in allerbester Lage direkt an der Ostsee: Das Aqua-Top in Travemünde.« So moderierte gestern eine NDR-Mitarbeiterin das Thema Aqua-Top im Fernsehen an. Der Beitrag ging um 19.30 Uhr über den Sender, und spätestens jetzt weiß ganz Norddeutschland Bescheid: Dass das Aqua-Top 2003 geschlossen wurde, wegen Baumängeln und zu hoher Unterhaltskosten, wie der NDR erklärte. Nur die vielen Läden blieben erhalten.
Thema des Fernsehbeitrags war, was auch in Travemünde auf Unverständnis stößt: Ende des Jahres soll das Gebäude möglicherweise abgerissen werden, aber die Ladenbesitzer jetzt schon vor der Saison raus. Der Sommer wäre die letzte Chance für die Ladenbesitzer auf Einnahmen gewesen, nachdem sie den umsatzschwachen Winter über Miete an die Lübecker Schwimmbäder gezahlt hatten. Außerdem hätten sie so gut ihre Waren ausverkaufen können.
Ein Millionenpublikum starrte in leere Schaufenster-Höhlen, konnte die heulende Ladenbesitzerin Nahide Karakus vom Strandbasar sehen, die nach 5 Jahren heute ihren Laden räumt. »Wir sind so hungrig dann, wenn wir unsere Arbeit verlieren«, sagte sie.
Ende 2010 sollen nun also die Abrissbagger anrücken, nachdem der Abiss über Jahre immer wieder verschoben wurde. »Bis dahin bietet sich den Ostsee-Touristen ein schäbiger Anblick«, sagte ein Sprecher aus dem Off und erzählte, was früher in den jetzt leeren Läden war: »In Müllers Strandbasar gab es Eis, Cola und Luftmatratzen. Vertrag ausgelaufen, Mieter raus.« So ging die Liste munter weiter, die meisten haben schon Ende 2009 ihre Läden geräumt. Grund für die »Entmietung«: »Weil die Stadt Lübeck vergebens gehofft hatte, das Aqua-Top schon im Frühling 2010 abreißen zu können.«
Zur Wort kam in dem Beitrag auch Jochum Aichholzer, 1. Vorsitzender der Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft. Nachdem man nun definitiv wisse, dass vor der Saison nicht abgerissen werde, sei es doch besser, wenn die Mieter drinblieben, bis einen Monat bevor das Gebäude abgerissen wird. »Weil entmietet ist das Gebäude hier der Schandfleck nicht nur von Travemünde und der Hansestadt Lübeck, sondern von ganz Schleswig-Holstein«, meinte Aichholzer.
Der NDR berichtete, so lange Mieter im Gebäude seien, müsste die Stadt einen Wachschutz organisieren, das Gebäude instand halten und reparieren. Das koste laut NDR 400.000 Euro im Jahr. Die Stadt wolle nun schnellstmöglich entmieten, auch wenn die Abrissbirne erst in einem Jahr komme. »Warum soll ich hier raus, wenn nicht abgerissen wird, das verstehe ich überhaupt nicht«, fragt Nahide Karakus vom Strandbasar in dem Beitrag. Der NDR dazu: »Auf Einzelschicksale will die Stadt keine Rücksicht nehmen.« Aus dem Lübecker Rathaus soll das wie folgt begründet worden sein: »Diesmal soll jeder merken, dass wir es ernst meinen mit dem Abriss.« Wer das gesagt hat, wurde in dem Beitrag leider nicht verraten. TA
Externer Link zum Thema: Wer es verpasst hat, kann das Schleswig-Holstein-Magazin auch in der NDR Mediathek online gucken.
1 http://www1.ndr.de/flash/mediathek/mediathek.html?media=shmag4554