POLITIK
Travemünde 08.06.2009
Wenig Beteiligung an Europa-Wahl
Das Interesse an der Bekanntgabe der Wahlergebnisse am Sonntagabend im Rathaus war gering. Dabei gilt die Wahl als wichtiges Stimmungsbarometer. Die CDU verliert in Lübeck deutlich, bleibt aber stärkste Partei. Die FDP verdoppelt dagegen ihr Ergebnis.
Die Europawahl gilt als Stimmungstest. Die Parteien haben nicht mit Inhalten zu Europa geworben, sondern mit allgemeinen Richtungsangaben. Entsprechend gering war das Interesse der Wähler. So meldete als erster Wahlbezirk »Roter Hahn« um 18.16 Uhr bereits sein Ergebnis. Das Auszählen war nicht schwer. Nur 98 Stimmen wurden abgegeben. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 17,4 Prozent.
Das Ergebnis stabilisierte sich schnell: Die CDU verlor gegenüber der letzten Europawahl über zehn Prozent, die SPD verlor leicht. Die Gewinner waren in Lübeck die FDP und die Linken. Die Grünen konnten ihr gutes Ergebnis von 2004 noch verbessern.
Das vorläufige amtliche Ergebnis in Lübeck:
- CDU: 29,8 Prozent (- 10,6 Prozent)
- SPD: 28,3 Prozent (- 1,5 Prozent)
- Grüne: 16,7 Prozent (+1 Prozent)
- FDP: 11,9 Prozent (+ 6,4 Prozent)
- Linke: 5,5 Prozent
- Tierschutzpartei: 0,9 Prozent
- FAMILIE: 0,9 Prozent
- REP: 0,5 Prozent
- Die Frauen: 0,3 Prozent
- Volksabstimmung: 0,2 Prozent
- PBC: 0,2 Prozent
- ödp: 0,2 Prozent
- DKP: 0,1 Prozent
- CM: 0,1 Prozent
- AUFBRUCH: 0,1 Prozent
- PSG: 0,0 Prozent
- BüSo: 0,0 Prozent
- 50Plus: 0,2 Prozent
- AUF: 0,1 Prozent
- BP: 0,1 Prozent
- DVU: 0,4 Prozent
- Die Grauen: 0,2 Prozent
- Die Violetten: 0,2 Prozent
- EDE: 0,0 Prozent
- FBI: 0,1 Prozent
- Für Volksentscheide: 0,1 Prozent
- Freie Wähler: 0,4 Prozent
- Newropeans: 0,1 Prozent
- Piraten: 1,3 Prozent
- RRP: 0,5 Prozent
- Rentner: 0,9 Prozent
Wahlbeteiligung: 33,9 Prozent
Der SPD-Kreisvorsitzende Peter Thieß zeigte sich in einer ersten Reaktion mit dem Ergebnis zufrieden: »Die SPD hat sich in Lübeck wieder gefangen und entwickelt sich nach vorne.« Gegenüber der Kommunalwahl habe man sich verbessert. Er bedauert die geringe Wahlbeteiligung, »aber das ist wohl bundesweiter Trend.«
»Das Wahlergebnis der FDP in Lübeck ist ein Riesenerfolg für unsere Partei. Im Vergleich zur Kommunalwahl 2008 hat die FDP nicht nur prozentual sondern auch absolut an Stimmen hinzugewonnen – und das trotz der miesen Wahlbeteiligung. Das zeigt, dass unsere Wähler es honorieren, wenn man ein klares Ziel verfolgt und ein zukunftsfaehiges Personalangebot macht«, sagt der FDP-Kreisvorsitzende Gerrit Koch. »Die SPD hat Lübeck als sichere rote Bastion verloren. Die CDU erholt sich langsam. Der Glanz der Linken als Rächer der vermeintlich Benachteiligten ist stark verblasst. Nur Grüne und Liberale können offenbar noch neue Wähler uberzeugen«, versucht Koch eine Zusammenfassung des Lübecker Ergebnisses.
Petra Radzuweit, Vorsitzende der Linken Lübeck ist mit dem Wahlergebnis zufrieden: »Uns ist ein Zuwachs von fast 2 Prozentpunkten bundesweit gelungen. Wir gehören damit zu den Gewinnern der Wahl.« Ragnar Lüttke, Kreisvorsitzender der Linken Lübeck, ergänzt: »Der Trend weg von den alten Volksparteien bestätigt sich auch in dieser Wahl.« Dass SPD und CDU zusammen auf nicht einmal mehr 60 Prozent kommen, zeige, dass mit dem Durchbruch der Linken auf der bundespolitischen Ebene das alte Vier-Parteien-System der Vergangenheit angehöre. »Sehr schön«, meint Ragnar Lüttke. »Der Wahlerfolg der ehemaligen Spatenpartei FDP, die nun zur konservativen Protestpartei mutierte, muss anerkannt werden, aber er hängt am Tropf der CDU. Unser Wahlerfolg ist die Verstätigung der Wählerschaft.« VG
Quelle: Text: HL-live.de (direkter Artikel-Link unten), Fotos: KEV