LEUTE
Travemünde 28.03.2009
Spion wider Willen
Weil er in den 50er Jahren eine Ring-Kamera zum Experimentieren baute, wird Dietrich Cura aus Travemünde immer wieder mit James Bond in Verbindung gebracht
Am Küchentisch baute Dietrich Cura eine Kamera, über die seit mehr als fünfzig Jahren immer mal wieder berichtet wird. Die erste Veröffentlichung erschien in der Populär-Technischen Zeitschrift »Kristall« im Jahre 1955: »Ring-Kamera ist erfunden« lautete die Schlagzeile und die Reporter staunten: »Kaum zu fassen: Diese Kamera ist kleiner als ein Pfennig! Ihr Erfinder bastelte sie mit primitivstem Werkzeug.«
Schon als junger Mann hatte Dietrich Cura sich für die Fotografie begeistert, kam so zum Bau von kleinen Kameras. Der erste Versuch scheiterte: Die erste Kamera sollte an einem Drachen hängen und Luftbilder liefern. Das klappte aber nicht ganz, die Kamera war für den Drachen immer noch zu schwer, die Bewegung des Drachens zu stark. Doch die Anfänge des Hobbys Kamera-Bau waren gemacht.
Mit seinen handwerklichen Fertigkeiten aus der Lehre als Werkstoffprüfer baute er schließlich seine Ring-Kamera. Dietrich Cura reizte, eine Kamera zu bauen, dass als Ring tragbar ist. Es ging ihm aber vor allem darum, die Schärfe des Filmmaterials zu prüfen. Beim Bau seiner Kamera war der damals 21jährige sehr findig: Eine geeignete Linse fand er in einem Zeiss-Mikroskop von 1880, die Verschlusszeiten stellte er mit Hilfe eines Plattenspielers ein. Die dreieinhalb Millimeter winzigen Negative wurden in Cognac-Gläsern entwickelt.
Eigentlich hatte er die Mini-Kamera nur für sich gebaut: »Ich wollte mit der Kamera experimentieren«, erzählt er. Doch es kam anders: Ein Klassenkamerad, der Fotograf geworden war, hatte in seinen Kreisen etwas erzählt von der Ringkamera. Eine Reporterin meldete sich und ein erster, fast doppelseitiger Artikel in der Zeitschrift »Kristall« erschien im Jahre 1955. Weitere Reporter kamen vorbei, Veröffentlichungen von der »Hamburger Morgenpost« bis zur Australischen Illustrierten »People« folgten in den nächsten Jahren. »Wenn etwas veröffentlicht ist, dann hat es einen Eigenweg«, hat Dietrich Cura festgestellt.
Dreißig Jahre lang lag die Ringkamera später unbeachtet im Keller der Curas, dann erschien sie auf einmal im Buch der Rekorde als kleinste Kamera, und es ging wieder los. Das Thema ist bis heute immer wieder mal in den Medien, sogar das Fernsehen berichtete. Dabei werden in den Berichten immer wieder Parallelen zu einem Filmhelden gezogen, für den ungewöhnliche technische Geräte zur Grundausstattung gehören: »Ich wurde immer mit James Bond in Verbindung gebracht«, erzählt Dietrich Cura. »In jeder Veröffentlichung heißt es immer: Gute Kunde für Spione, Spione freut euch. Es wurde immer mit Spionage in Verbindung gebracht. Ich hab aber nie mit einem Agenten etwas zu tun gehabt und das war auch nie eine Spionage-Kamera«, versichert Cura. »Irgendwie geht da manchmal die Fantasie durch«. TA