TIERISCH
Travemünde 10.11.2008
Rinder machen Kiebitz froh
Zum Winter wächst ihnen jetzt ein dichtes Fell, denn die »Welsh Black« Rinder sind das ganze Jahr über auf der Weide. Prächtig sehen die Tiere aus, die ursprünglich von den Britischen Inseln stammen. Seit den 1980er Jahren werden Welsh Black auch in Deutschland gezüchtet, seit 2003 gibt es eine Herde auf dem Priwall. Das macht ein viel kleineres Wesen froh: Den Kiebitz, der sich dank der Englischen Rindviecher auf dem Priwall wieder ausbreiten kann.
»Die Rinder sind Voraussetzung dafür, dass es wieder Kiebitze auf dem Priwall gibt«, sagt Matthias Braun von Landeschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer. Der ist auf dem Priwall aufgewachsen, kennt die Vogelwelt auf der Halbinsel: In den 1960er Jahren gab es auf dem Priwall noch 60 Kiebitz-Brutpaare. Ende der 1960er Jahre waren die dann aus nicht ganz geklärter Ursache verschwunden. Möglicherweise störten die Pappeln, die Kiebitze brauchen freies Feld, eine »Fluchtdistanz«. Und sie brüten im Flachland. Die »Welsh Black« Rinder grasen die Weide auf dem Priwall soweit ab, dass sich der Kiebitz wieder wohl fühlt. »In den letzten drei Jahren hat sich die Population jedes Jahr verdoppelt«, sagt Matthias Braun. Das ist bei niedrigen Ausgangszahlen in der Summe immer noch nicht viel, aber immerhin 9 Kiebitz-Gelege hat er diesen Sommer gezählt. Findet man mehr als durchschnittlich 0,8 Junge im Nest, steigt die Zahl der Vögel. Kiebitze können mehr als 20 Jahre alt werden und entsprechend oft brüten.
Die zotteligen, sehr ausgeglichenen »Welsh Black« – Rinder gehören zum Reiterhof Travemünde Priwall. »Die 35 Hektar große Weide konnten wir mit Pferden allein nicht ausnutzen«, erklärt Christian Matzen vom Reiterhof. So kam die Rinderherde auf den Priwall. 10 Muttertiere und 8-9 Kälber. Bisher wurden die Jungtiere immer an andere Züchter verkauft, ab 17. November soll es erstmals auch Black-Welsh-Fleisch vom Priwall geben, für Privatleute und Gastronomiebetriebe. Eine Spezialität, fettarm und langfaserig, man erkennt es schon am Geschmack.
Oft gibt es für Fleisch aus solchen kleinen Herden immer schon feste Abnehmer, so dass man da gar nicht rankommt. Aber die Priwall-Herde ist noch jung. Ein Hamburger Restaurant macht daraus zum Beispiel »Holsteiner Sauerbraten«, wirbt mit dem Fleisch aus »artgerechter Freilandhaltung aus dem Naturschutzgebiet Priwall Travemünde«. Denn seit der Flugplatz vor vielen Jahrzehnten verschwand, ist die Priwall-Natur ja relativ ungestört, ist niemals gedüngt worden. So gibt es jetzt eine neue Travemünder Spezialität, das Öko-Fleisch vom Priwall, was Feinschmecker freuen wird – und den kleinen Kiebitz auch. HN
Fliegerweg 11
23570 Travemünde
Telefon: 04502-309698
Verkaufsstart Black-Welsh-Fleisch 17. November 2008 auf dem Reiterhof (eingeschweißt, möglicht auf Vorbestellung) und bei der Landschlachterei Thiesen (Logeberg).
www.ostseereiterhof.de
www.welshblack.de