OSTSEE
Travemünde 05.08.2008
Niedrigwasser wie lange nicht mehr
Wer hat den Stöpsel aus der »Ostseebadewanne« gezogen?
Die Mole an der Travemündung ist sein erster Weg. Noch ist es hell am frühen Morgen um fünfe. Wind, Wolken, Regen oder Sonne beschreiben den neuen Tag, die Fischer laufen aus, noch ganz klein am Horizont stehen die Fähren, die alsbald wie ein Riese die Trave zum Skandinavienkai hinauf fahren.
Viele Krähen hocken wieder da. Die Vorboten des noch fernen Herbstes fliegen aufgeregt weg, nähert sich der Walker in noch weiter Ferne.
Es dauert nur wenige Tage und sie gewöhnen sich an die Zweibeiner, bis sie schließlich ihren sportlichen Schritten gelangweilt hinterher lugen. Doch da war noch was: das Wasser ist »weg«. Tagelanger starker Wind aus südlichen bis südwestlichen Richtungen hat es in die Ostsee hinausgeblasen.
Am Pegel beim Lotsenboot liegt »normalerweise« ein Wasserstand um die 500 cm an, heute waren es 438 cm, also rund 60-70 cm weniger.
Alle Fähren, so hörte man aus der Verkehrszentrale des Wasser- und Schifffahrtsamtes an der Travemündung, können nach wie vor ein- und auslaufen. Erst ab einem Pegel von 425 würde das Amt eine Warnmeldung herausgeben. Größere Schiffe, welche bis nach Lübeck wollten, die hätten ein Problem. So lägen ein Frachter und ein Tanker auf Reede, bis der Wasserstand wieder gestiegen sei. Das wir nicht mehr lange dauern.
Der Wind dreht alsbald auf West und das Wasser schwappt wieder zurück und die Trave hinauf. Genug Wasser für die beiden Schiffe. Und dann ist es wie immer.
Der Walker hat ja viel Gesellschaft am Morgen. Er begegnet auf der Strandpromenade seinen Freunden. Radfahrer sind es, dann Flascheneinsammler, Hundeausführer, frühaufstehende Gäste mit Fernglas (ein herzliches Grüßgott verrät die Herkunft) und Jogger.
Einige flotte Sprüche sind immer drin. So ergab sich heute aus besonderem Anlass zwangsläufig bei der Begegnung mit dem Joggertrio die Frage »Was habt Ihr denn mit dem Wasser gemacht?« »Da hat einer den Stöpsel gezogen«, kam zurück und weg waren sie.
Na ja, die Ostsee sei doch eine Badewanne, erinnert sich der Walker mal von einem alten Travemünder gehört zu haben. Da passt das ja mit dem Stöpsel. KEV