Travemünde 02.07.2007
Alte und junge Kämpfer
Im Boxclub des TSV trainieren die Helden der 60er die neue Generation
Auf dem Schulhof der Stadtschule stand die alte Bretterbude, drinnen wurde geboxt. Vor über 300 Zuschauern. Es gab nur eine Dusche, alle anderen mussten mit einem Eimer Wasser auskommen, kalt. Da gab es kein Warmwasser, erinnert sich Olaf Behrens (69). Gemeinsam mit Arthur Kullick (63), Fred Neubacher (48) und Eiko Quanz (43) sitzt er am Stammtisch im »Hein Mück«, wie meistens nach dem Training. Da werden Geschichten erzählt.
Olaf Behrens ist wahrscheinlich das letzte aktive Gründungsmitglied des legendären Travemünder Boxclubs »BC59« aus dem Jahre 1959. Boxen soll in den 60er Jahren eine größere Sache gewesen sein als Fußball. Und der in den 80er Jahren verstorbene Henry Bohm, als Respektsperson von den Boxern »Sir Henry« genannt, war ehrgeizig.
So wurde der »BC59« gegründet, mit 5 oder 6 Leuten. Der Boxclub wuchs dann schnell.
Auch die Touristen bekamen was zu sehen: Es gab Freiluft-Veranstaltungen im Brügmanngarten. 3 mal 3 Minuten, ohne Helm damals. Mundschutz nur wer wollte.
Der Ringrichter sagt, gebt euch die Hand, wenn der Gong geht, dann kommt ihr aus der Ecke und kämpft. Was denkt man da?
»Bevor man in die Ecke ging, da guckte man auf dem Gegner seine Magenpartie, geht dem die Muffe auch eins zu hunderttausend oder bin ich nur der einzige aufgeregte?«, erzählt Olaf Behrens. »Sowie man sah, dass da auch ein bisschen Herzflattern war, da war man schon bisschen beruhigter«, erinnert er sich an seine aktive Zeit. »Man musste immer auf den ersten Schlag achten, wenn man den reinkriegte, dann war das schon immer ein halber Erfolg.« Geboxt wurde um des Boxens willen. Manchmal gegen den besten Freund. Wenn es auch mal weh tat im Ring, hinterher war man gleich wieder Freund und bester Kumpel.
1989 flachte das Interesse am Boxen ab, der »BC59« wurde aufgelöst. Seit drei Jahren gibt es wieder einen Boxclub innerhalb des TSV. Die Abteilung »Fitness-Boxen«. Ohne breite Nasen und dicke Lippen, hier wird immer mit Mund- und Kopfschutz trainiert.
Nur die alten Kämpfer steigen noch mal so in den Ring, zum Spaß. Und sie trainieren die neue Generation. Beim Fitness-Boxen geht es um Reflexe, Technik, Ausdauer und Selbstvertrauen. Und die alten Werte. Wer in den Ring möchte, kann das tun, muss aber nicht.
Die jüngste Boxerin im Club, Elena, ist 6 Jahre alt. Beim Youngster-Cup gab es schon einen Vizemeister.
Und es gibt Freizeit-Veranstaltungen wie Zelt-, Kanu- und Fahrradtouren. Wenn man dann Glück hat, dann erzählen Olaf »Olli« Behrens und die andern dabei ein bisschen von früher... HN
Trainingszeiten: Mittwoch 17-19 Uhr
Freitag 17-20 Uhr
Ort: Sporthalle der Stadtschule Travemünde
Teilnahme: Mit Sportzeug einfach vorbeischauen!
1 http://www.tsvtravemuende.de/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=7&Itemid