Travemünde 06.06.2007
Männer in Orange
Unsere schöne Flaniermeile – undenkbar ohne sie
Michael Raube, Vorarbeiter und schon 30 Jahre dabei, lässt es ruhig angehen und steht schon sehr früh auf. Halb drei sei so die Zeit, den Tag zu beginnen. Zwar fängt der Dienst erst um 5 Uhr an, doch vorher fährt Michael Raube das Revier ab, denn man weiß ja nie, ob sich irgend etwas ereignet hat, wo sofortiges Handeln notwendig ist.
So, wenn der Sturm mal wieder viele Äste von den Bäumen geblasen hat. Die Straßen müssen frei sein, denn Verkehrssicherheit steht ganz oben an. 4 Mann stark ist die Mannschaft, die das Revier sauber halten. Noch ein Kollege fährt die Kehrmaschine. Eigentliche seien sie eine Kolonne, aber in Lübeck, genauer »Entsorgungsbetriebe Lübeck, Abteilung Stadtreinigung« würde man jetzt sagen »Das Team Travemünde«.
Früher waren es 6 Mann, aber dann kam die Kehrmaschine dazu. Im Schnitt sind es 6,5 Kilometer an Straße, die jeder von ihnen zu bearbeiten hat. Das Revier reicht von der Hermannshöhe über Kowitzberg, die ganzen Nebenstraßen bis hin zum Baggersand. Natürlich ist nicht immer alles gleich schmutzig. Daher gibt es verschiedene Reinigungsstufen. Ein Schwerpunkt bildet das Kurgebiet.
Und da ist auch Wochenend-Dienst angesagt. Montags bis Freitags werden 8 Stunden gearbeitet und an Samstagen und Sonntagen jeweils 4 Stunden. Das geht von April bis Oktober. Gemeinsam mit Mustafa Cengiz, auch schon 5 Jahre dabei, sieht man die Beiden ganz früh am Morgen in der Vorderreihe mit Besen und der praktischen Handkarre. Derweil kümmern sich die beiden anderen Kollegen mit dem kleinen Transporter um die Abfallkörbe. Die Kehrmaschine kann bei weitem nicht alles machen. Richtig sauber wird es nur, wenn der klassische Besen die Feinarbeit macht. So 6 Wochen lang hält das gute Stück meint Michael Raube, mal ein bisschen mehr mal ein bisschen weniger.
Auch der Priwall gehört zum Revier. Immer Mittwochs werden dort die Körbe geleert. Ist das Kurgebiet fertig, kommen die Nebenstraßen dran, je nach der Reinigungsstufe, in die alle Straßen in Travemünde eingeteilt sind. Ob man denn reich werden könne, werde er manchmal gefragt, so z.B. wenn man wertvolle Gegenstände findet. Nein, meint Michael Raube, das Geld liegt jedenfalls bei uns nicht auf der Straße. Und was sein Team findet, gehört erst mal sowieso der Hansestadt Lübeck. Immer wieder finden sie Geldbörsen, meist ohne Geld, aber mit den persönlichen Papieren. Und das ist dann eine gestohlene Geldbörse, die der Dieb in einen unserer Abfallkörbe entsorgt hat. Natürlich bringen wir es umgehend zum Fundbüro. Ja und dann sind da die Regenschirme. Bläst es mal mit 6 Windstärken, dann finden wir davon genug. Eigentlich, so meint Michael Raube mit verschmitztem Lächeln, könne so was an der Küste doch gar nicht passieren, wenn man weiß, wie man sich hier richtig anzieht. Ja, sie machen ihre Arbeit gern. Sie sind locker und flott bei der Arbeit.
Und wer am morgen mal durch die Vorderreihe geht, wird feststellen, dass sie immer ein nettes Wort übrig haben. Man grüßt sich, man winkt sich zu. Und das gibt es auch: es öffnet sich ein Fenster, oder ein Gast spricht sie einfach an: »Schön hier. Ihr seid super. Wenn andere schlafen, macht Ihr uns eine saubere Stadt. Bei Wind und Wetter. Weiter so und danke ihnen allen«. Dem kann man sich nur anschließen. Schön, dass es auch Bürger gibt, die so was sagen, unseren Männern in Orange. Text/Fotos: KEV