KUNST & KULTUR
Travemünde 19.12.2008
Die Surrealistin
Künstlerin Ilse Korzitzki lebt und arbeitet seit 1994 in Travemünde, hat gerade ein neues, größeres Atelier bezogen
Ilse Korzitzki kommt aus einer eher bergigen Region, hat schon als Kind den beschwerlichen Schulweg gehasst. Sie wollte immer am Meer leben. Seit 1994 wohnt die Künstlerin in Travemünde, hat gerade ihr neues, uriges Atelier in einem ehemaligen Pferdestall bezogen. Die Travemünderin ist Surrealistin. Aber wie muss man sich das vorstellen mit dem Surrealismus?
Surrealismus
Ilse Korzitzki erklärt ihren Surrealismus am Beispiel der Nachrichtenströme: »Ich kann es vielleicht mal so sagen, von meiner Sicht aus: Real – ich sehe, was ich kenne. Surreal, als Malerin – ich male, was ich brauche. Wenn ich zum Beispiel eine Arbeit, die »Hören, Sehen, Sagen« heißt, nehme, ist vielleicht die Grundlage die Intention, die drei Affen, die wir kennen, nichts hören, nichts sehen und nichts zu sagen. Als Surrealist sage ich OK, hören, ich brauche ein Ohr, dazu brauche ich aber vielleicht einen kleinen Reporter wie Sie. Oder einen großen. Ich male immer die kleinen Männchen. Und dann pierce ich das Ohr mit einer Antenne, stelle diesen Reporter vorne drauf und der darf bei mir schon mal in den Nachrichtendschungel hinaushören. Damit diese Nachrichten aber auf den Weg gehen können, kriegt das Ohr bei mir Beine. Das ist schon ziemlich surreal, wenn man sich das mal als Bild vorstellt. Diese Geschichte schicke ich dann zu den Augen. Und diese Augen, die werden auch wieder getragen von Beinen. Und diese Beine tragen es dann wieder an den Mund weiter. Und da gibt es ganz verschiedene Interpretationen. Das jetzt alles zu erklären, würde zu weit führen. Aber so entstehen einfach bei mir surreale Bilder.«
Spannend fndet es die Künstlerin, wenn jeder Mensch bei der Betrachtung eines Bildes für sich eine neue Geschichte entwickelt. »Es ist immer wieder so, dass, sobald jemand davorsteht, wenn er sich mit jemandem unterhält, ganz angeregt beginnt zu diskutieren, und man versucht herauszufinden, was hab ich dabei gedacht, aber was kommt bei ihnen rüber. Hundert Menschen, hundert Interpretationen, ich finds toll und das ist das, was ich auch will. Ich erhebe nicht den Anspruch, den Menschen meine Ideen aufzuoktruieren. Ich wünsche mir, dass durch die Kunst Phantasie angeregt wird. Das gelingt beim Surrealismus ganz gut«, sagt sie. TA
Tag des offenen Ateliers?
Eine Möglichkeit, das Thema Kunst in Travemünde neben den laufenden Aktivitäten noch weiter voranzubringen, wäre ein »Tag des offenen Ateliers«. »Es wäre schön, wenn wir als Travemünder Künstler uns mal zusammensetzen könnten und diese Anregung, die ich vor einiger Zeit schon mal gemacht habe, Open Atelier, mittragen würden«, meint Ilse Krozitzki. Das hätte einen Riesen-Vorteil: »Jeder Künstler kann sich und seine Kunst so präsentieren, wie er das möchte, in absoluter Eigenverantwortung.«
Als Ausgangspunkt könnte etwa das Kreuzfahrt-Terminal dienen, wo sich jeder Künstler mit einer kleinen Arbeit und einer Beschreibung präsentieren kann. Dort erfahren die Besucher dann, wo sie den Künstler und seine Arbeiten finden. Angedacht ist ein Wochenende, vielleicht so um Pfingsten. Die Idee ist nicht neu, hat sich schon bewährt: Verschiedene Regionen haben es vorgemacht, Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel. Das Thema müsste nur aufgegriffen werden. »Wer Lust hat, mitzumachen, kann sich gerne mal mit mir ins Benehmen setzen. Ich hab schon einige Künstler hier gesprochen, die daran interessiert sind«, meint Ilse Kozitzki. »Ich denke, man kann das mit relativ wenig Aufwand schön und gut gestalten.« TA
1 http://www.korzitzki.de