ORTSGESCHEHEN 4
Travemünde 14.12.2012
Grünstrand-Bebauung: Gestaltungsbeirat ist für Längsschnitt
Einwohnerversammlung voraussichtlich am 4. Februar 2013
Am Freitagmorgen beriet der Gestaltungsbeirat in Lübeck über verschiedene Themen, darunter auch den Travemünder Grünstrand und die mögliche Bebauung. Wirtschaftssenator Sven Schindler (SPD) erläuterte zunächst noch einmal das Verfahren. »Dass zunächst einmal das Interesse in einem EU-Weiten Verfahren abgeklopft werden sollte«.
Als nächstes ist nun die offizielle Einwohnerversammlung in Travemünde geplant. »Die soll nach Möglichkeit am 4. Februar stattfinden«, sagte Schindler. Bürger könnten dort ihre Stimme abgeben. »Erst im Anschluss entscheidet dann die Bürgerschaft über den Verkauf dieses Grundstückes«.
Die Interessenten für das Grundstück seien aufgefordert gewesen, ein Nutzungskonzept abzugeben. Allerdings nicht, einen städtebaulichen Wettbewerb zu machen, erläuterte der Wirtschaftssenator. Was im Gestaltungsbeirat nun vorgestellt werde, seien insofern nicht mehr als Platzhalter für mögliche Varianten einer städtebaulichen Lösung. Den Architekten-Wettbewerb wird es erst nach der entsprechenden Bürgerschaftssitzung geben. Die Pläne für die Marina sind dagegen schon etwas weiter.
Die Vorgaben der Stadt seien »relativ vage«, fuhr Senator Schindler in seinen Erläuterungen fort. »Man hat ein Baufenster vorgeschlagen. Mit Sichtbeziehungen zwischen der Kaiserallee, die sich in Nord-Süd-Richtung dort befindet, in Richtung Ostsee.« Das sei nicht bindend, »wir haben uns mit diesem Baufenster aber daran orientiert, was der Gestaltungsbeirat 2007 für vernünftig angesehen hatte, nämlich eine parallele Lösung zur Kaiserallee.« Auf dieser Grundlage sei ein Vorschlag von der Firma Imetas gemacht worden. Die Hälfte des Grünstrandes solle weiter für die Öffentlichkeit zugänglich sein, auf der anderen Hälfte eine touristische Nutzung entstehen.
Die Firma Imetas will ein Appartementhotel und ein Yachtclubhotel bauen. Neben diesen Gebäuden ist auf den Plänen die Fläche des Lübecker Yacht-Clubs (LYC) zu sehen. »Der durchaus auch ein Interesse daran hat, dass an diesem Standort eine Marina entwickelt wird, um seine verschiedenen Liegeplätze, die er in Travemünde hat, an einem Standort zusammenzufassen«, berichtete Wirtschaftssenator Sven Schindler.
Die Marina bekommt eine kleine begehbare Mole mit Seegastronomie, der längere Teil der Mole ist nicht begehbar. Für Schiffe sollen 300 Liegeplätze entstehen. Die kleine Slipanlage bleibt. Die Anlage ist als reiner Sommerliegeplatz gedacht und wird im Winter leer sein. Ein Winterlager ist jedoch nicht vorgesehen. Die Planer sind der Ansicht, dass es entlang der Trave genug Lagerflächen für Boote gibt. Man will die Küste nicht mit Hallen zubauen.
Verschiedene Varianten wurden nun vorgestellt, auf denen die Gebäude unterschiedlich angeordnet sind. Wobei sich Version 4 deutlich unterscheidet, da dort 12.500 von den 25.000 Quadratmetern Grünstrand als zusammenhängende Fläche erhalten bleiben.
Senator Schindlers Frage an den Gestaltungsbeirat lautete nun, welche der städtebaulichen Varianten der Vorstellung des Beirates am nächsten komme.
Begrüßt wurde vom Gestaltungsbeirat sofort die Marina. Das sei etwas attraktives für Travemünde. »Es entstand aber durchaus die Fragestellung, muss man überhaupt diesen Grünstreifen bebauen?«, wurde aus dem Gestaltungsbeirat über die bereits am Vortag erfolgten Diskussionen berichtet. »Immer wenn man baut soll man ja etwas besser machen, als es jetzt schon ist. Sind Sie der Überzeugung, dass dieses Areal eine Aufwertung erhält durch Neubauten?«, gab der Gestaltungsbeirat nun erstmal eine Frage zurück.
Wirtschaftssenator Sven Schindler erinnerte daran, dass ja gerade die Strandpromenade mit erheblichen Mitteln aufgewertet worden sei. Es sei in den letzten Jahren immer wieder thematisiert worden »dass am Ende dieser Strandpromenade eine Attraktion fehlt. Ein touristisches Highlight, die Strandpromenade auch bis zum Ende zu nutzen.« Der Standort solle »städtebaulich mehr definiert« und eine »touristische Nutzung« dort umgesetzt werden. »Ich halte das aus Sicht der Stadt für diesen Standort nicht nur für vertretbar, sondern auch für sinnvoll und für wünschenswert«, sagte Schindler.
Vom Gestaltungsbeirat kam nun der Einwand, das das ja zwei verschiedene Dinge seien: Die bereits als Attraktion positiv bewerteten Liegeplätze und die Bebauung entlang der Kaiserallee. Senator Schindler erklärte, dass man einen Investor der die Marina baut nur finden kann, wenn der an Land über die touristische Nutzung auch entsprechend Geld verdienen könne. »Man wird auf keinen Fall jemanden finden, der nur eine Marina bauen würde«, sagte Schindler. Für ihn sei aber auch das Hotel wichtig, man wolle ja bis zum Jahr 2020 in Lübeck 2 Millionen Übernachtungen haben. »Im Moment sind wir bei 1,4 Millionen.« Es gäbe einen Bedarf von 4.000 bis 4.500 neuen Betten in der Stadt. »Dieses Projekt kann aus meiner Sicht einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass wir dieses ambitionierte Ziel auch erreichen«, sagte Schindler.
Vom Gestaltungsbeirat hieß es nun, es sei nicht grundsätzlich seine Aufgabe zu beurteilen, ob gebaut werden solle oder nicht. Das sei eine politische Entscheidung. Die Vorgaben der Ausschreibung zur Höhe, maximal dreigeschossig, seien richtig. Wichtig sei, dass die Bürger über die Einwohnerversammlung auch mitentscheiden könnten. Der Gestaltungsbeirat beschäftigt sich damit, wie mit Flächen umgegangen wird, wenn gebaut wird. Für richtig wird die Teilung oben und unten, also die Längsteilung des Grünstrandes angesehen. Ein bisschen nachdenklich sei man in der Besprechung am Vortag allerdings geworden »ob dieses gesamte Konstrukt denn stimmt. Ist diese Bebauung, die vorher einen Grünstreifen und dann die See vor sich hatte, noch attraktiv, wenn sie diese Marina vor der Nase hat? Da kann man gewisse Zweifel kriegen.« Ob es nicht ausreichend sei, nur eine Marina zu machen oder einen Punkt zu haben. Das müsste aber die Stadt und die Einwohner wissen. Mit der Marina gehe Aufenthaltsqualität zum Wasser hin verloren.
Von Seiten der Investoren hieß es, es sei natürlich ein Unterschied, ob man freien Blick aufs Wasser oder auf einen belebten Sportboothafen habe. Es gäbe Leute, die ganz bewusst solche Lagen suchten, um nicht »Abends ins Schwarze zu gucken.« TA