POLITIK
Travemünde 17.02.2009
Kurbetriebs-Ausschuss tagte
Projektgemeinschaft stellt Hotelschiff-Pläne öffentlich vor
Wie angekündigt stellten sich heute Peter Werner (Sealloyd) und Wolfgang Moebius (Moebius GmbH) ihr Projekt für ein Hotelschiff in Travemünde dem Kurbetriebs-Ausschuss vor. Beide haben auch ganz praktische Erfahrungen mit Kreuzfahrt-Schiffen, Werner arbeitete als Nautiker, Moebius als Schiffsingenieur, im Jahre 1971 sogar auf der Maxim Gorkiy.
Erklärt wurden noch einmal die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten als Multifunktionales Hotel- und Eventschiff, denn jedes Kreuzfahrtschiff verfügt ja auch über Einrichtungen wie Theater und Kino beziehungsweise entsprechende Räumlichkeiten. Da ein historisches Schiff ausgewählt werden soll, wäre auch der Einsatz als maritimes Museum denkbar, etwa mit Besichtigung der Brücke.
Zur Frage der Finanzierung erklärte Wolfgang Moebius, dass es mehrer größere und kleinere Investoren gäbe, die sich an solch einem Projekt beteiligen würden. Ein Investor würde sogar das Schiff dann selbst als Hotel betreiben wollen. Beim immer wieder angesprochenen Thema Liegeplatz erklärte die Projektgemeinschaft, da sei man flexibel, sowohl mit der Stadtseite als auch der Priwall-Seite könne man leben. Für die Parkplatz-Frage stellt Peter Werner sich vor, dass die Gäste die Autos abgeben und vom Personal zu einem Parkplatz fahren lassen. Das sei bei Kreuzfahrt-Schiffen so üblich. Mit Senator Halbedel sei bereits über das Thema gesprochen worden, es gäbe Möglichkeiten, Parkflächen von der Stadt anzumieten.
Wilfried Rahlff-Petersson vom Hotel- und Gaststättenverband wunderte sich über die Geschwindigkeit, mit der das Projekt Furore macht: Gestern noch in der Zeitung und heute bereits im Kurbetriebs-Ausschuss vorgestellt. Er müsse aber auch seine Hotelbetriebe schützen und stellte die Frage nach der Konkurrenz und nach der Sicherheit. Peter Werner erklärte, dass auch das festliegende Schiff den Sicherheitsbestimmungen wie alle Kreuzfahrer unterliegt. Wolfgang Moebius beantwortete die Konkurrenz-Frage: Bislang wären ja immer wieder zu hören gewesen, dass Travemünde zu wenig Betten habe. Wenn die Politik nun sage, dass Schiff wäre zu viel Konkurrenz »dann können wir auch damit leben.« Er sehe das aber anders, dass alle von dem Schiff profitieren würden. Es sei aber eine Entscheidung der Politik. Von der Politik soll erst einmal eine Aussage kommen, ob ja oder nein. Karl Erhard Vögele (FDP) erklärte, er habe von den Vertretern der Hotellerie eher erwartet, dass die Projekt als Herausforderung begrüßen würden.
Weiter wurde über die Schiffslänge gesprochen, die Projektgemeinschaft favorisiert Schiffe bis 165 Meter Länge. Über die Auslastung der Travemünder Hotels, die ein Teilnehmer mit 50 bis 52 Prozent bezifferte. Über Kabinengröße, Bettenzahl (500 oder 1000), erfolgreiche Beispielprojekte (MS Rotterdam in Rotterdam und die alte Queen Mary in Kalifornien). Peter Werner erklärte, mit gutem Marketing und Eventmanagement sei das Schiff profitabel zu betreiben.
Es wurde auch die Frage gestellt, was bei einem Konkurs ist. Wolfgang Moebius erklärte, bei einem Hotel habe man dann eine Bauruine, bei einem Schiff immer noch ein Schiff, das im schlimmsten Fall immer noch einen Schrottpreis habe.
Es wurden auch weitere Details gefordert bis hin zu einem fertige Konzept, wozu Peter Werner meinte, man wolle nicht denselben Fehler machen wie in Hamburg, wo ein Konzept vorgelegt wurde, das dann zerrieben wurde zwischen politischen Interessen.
Immer wieder kam die Sprache auf die Maxim Gorkiy, die frühere »TS Hamburg«. Wobei Herr Misch auf mehrere Einwände der Linken schlagfertig erklärte, »gerade wenn es um die Maxim Grokiy geht, müssten die Linken eigentlich dafür sein.«
Wolfgang Moebius berichtete, er habe persönlich die Maxim immer verfolgt, es sei ein einmaliges Schiff, das erste in Deutschland gebaute nach dem Krieg. Die Projektgemeinschaft habe versucht, es nach Travemünde zu holen, es sei aber klar gewesen, dass der Zeitrahmen sehr eng war. Man sei nicht auf dieses Schiff festgelegt. Peter Werner erklärte, ihm sei die Idee mit der Maxim gekommen, als er vom Aus des Hamburger Projektes gelesen habe. »Solange das Schiff nicht auf Sand liegt, ist es nicht verloren.« Es gäbe auch Pläne, das Schiff noch zwei Jahre in Charter zu halten.
Weitere Themen im Kurbetriebs-Ausschuss:
- Vertreter der LTM und der LHG stellten die Aktivitäten zur Steigerung der Kreuzfahrt-Ankünfte in Travemünde vor.
- Der Kurbetrieb stellte seinen Wirtschaftsplan für 2009 zur Abstimmung, der auch eine Erhöhung der Kurtaxe und die Erhöhung der Mieteinnahmen vorsieht. Herr Wichmann (CDU) kritisierte die Verschiebung von 100.000 Euro aus dem Kurbetriebs-Etat an die Lübecker LTM zur Finanzierung des Stadtmarketing-Zielsystems.
Man könne deswegen nicht im Winter die Kurtaxe um 30 Prozent von 1,00 Euro auf 1,30 Euro erhöhen, um die so verursachten Defizite auszugleichen. Man könne dem Wirtschaftsplan deshalb nicht zustimmen, er werde sich enthalten, weil das nicht zu vertreten sei. Der Wirtschaftsplan wurde dann doch mit 8 JA-Stimmen, 1 NEIN-Stimme und 5 Enthaltungen angenommen.
- Die Fahrradbeauftragte des Ortsrates fragte wegen einer Radveranstaltung nach, die am 1. Mai auch in Travemünde stattfinden soll. Es sei alles organisiert, es werde nur ein Veranstalter gesucht, ob der Kurbetrieb als Veranstalter auftreten könne. Kurdirektor Uwe Kirchhoff verwies auf den Bürgerschaftsbeschluss, demzufolge nicht mehr der Kurbetrieb, sondern die LTM die Veranstaltungen durchführt und empfahl, sich an die LTM zu wenden. Der Kurbetrieb darf keine Veranstaltungen mehr durchführen. TA