NATUR
Travemünde 02.05.2008
Wohnflöße für Schwalben
Lübeck zeigt ein Herz für Flussseeschwalben: Am Freitag wurden in der Untertrave zwei Wohnflöße verankert, die den bedrohten Vögeln einen Brutplatz geben. Umweltsenator Thorsten Geißler weihte die Wohnanlage ein.
»Es reicht nicht, immer wieder über den Artenschwund zu klagen, wir müssen und können aktiv werden«, kommentiert Umweltsenator Geißler die Ausbringung der Brutflöße. Es handelt sich um die erste gemeinsame Aktion unterschiedlicher Akteure, um den Bruterfolg von Flussseeschwalben in der Trave und im Dassower See zu unterstützen.
Die letzten Brutvorkommen in Lübeck befanden sich bis Mitte der sechziger Jahre auf dem Priwall. 1964 zählte Matthias Braun vom Landschaftspflegeverein – damals noch als Schüler – noch zehn Brutpaare. Ein Jahr später waren sie verschwunden. Durch die Brutflöße soll versucht werden, die Flussseeschwalben wieder in Lübeck anzusiedeln. Wie die erfolgreiche Ansiedlung von Flussseeschwalben am Ruppersdorfer See bei Ratekau Anfang der neunziger Jahre zeigte, sind solche Versuche durchaus vielversprechend.
Das erste Wohnfloß für die Vögel war bereits im vergangenen Jahr fertig. Es war allerdings zu spät, um es noch im Naturschutzgebiet zu verankern. Dieses Jahr konnte für 1800 Euro noch eine Plattform gebaut werden. Die Finanzierung übernimmt das Land.
Umweltsenator Thorsten Geißler bedankte sich im bei allen Akteuren: »Wir bedanken uns ganz herzlich beim Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer, den Lübecker Fischern, dem Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck, das als Eigentümer und Genehmigungsbehörde seine Zustimmung gegeben hat sowie bei der Lübeck Hafenbehörde ›Lübeck Port Authority‹, die kostenfrei für uns die Flöße an dem vorgesehenen Standort verankert hat.«
Karl-Heinrich Bülk, Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Gothmund unterstützt stellvertretend für alle Travefischer diese Aktion: »Wir Fischer schützen die Natur, weil wir von der Natur leben. Wir nehmen Erschwernisse beim Fischfang durch die Flöße hin, damit die Artenvielfalt an Vögeln auf der Trave erhalten bleibt.«
Die Untertrave gehört als »Traveförde« zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000. Da die »Traveförde« auch Vogelschutzgebiet ist, genießen der Schutz und die Förderung der hier rastenden und brütenden Vogelarten besondere Bedeutung. Diesem Grundsatz fühlen sich sowohl die Fischer in der Traveförde wie auch der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer und die Naturschutzbehörde Lübeck verpflichtet. Gemeinsam haben sie mit Hilfe des städtischen Schleppers »Büffel« am Freitag zwei Brutflöße für die Flussseeschwalbe in der Traveförde ausgelegt, eines in der Pötenitzer Wiek und das zweite im Dassower See.
Die Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) ist eine typische Vogelart der naturnahen Strände, Küsten und Flussläufe. Sie ist nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie geschützt und tritt im Vogelschutzgebiet »Traveförde« derzeit nur als Durchzügler und bei der Nahrungssuche auf. An der Ostseeküste ist sie sehr selten, da es hier aufgrund der nahezu lückenlosen Erholungsnutzung der Strandbereiche nur sehr wenige Möglichkeiten gibt, wo sie ungestört brüten kann. Besonders günstige Brutplätze sind ungestörte kleine Inseln. Hier kann sie in kleinen Kolonien, oft gemeinsam mit anderen Seeschwalbenarten oder Möwen, geschützt vor Feinden brüten. JW/PA
Quelle: HL-live.de (Artikellink unten), Text: JW/Presseamt, Fotos: JW
1 http://www.hl-live.de/aktuell/textstart.php?id=42858&PHPSESSID=adb94834d38d17ed44ac8ed8