Travemünde 23.12.2007
Serie: Unsere Azubis
Bewerbung abgegeben, kurz geredet, unterschrieben: Rebecca Drechsler (15) hat sich nach mehreren Praktika für den Beruf der Floristin entschieden
Rebecca Drechsler (15) kontrolliert als erstes die Vasen, ob die Blumen frisch sind. Dann bereitet die angehende Floristin das Frühstück mit den Kollegen vor. Bevor die ersten Kunden kommen wird die Ware, die vom Händler kommt, geputzt. Dann die Blumen ausgezeichnet. Jetzt kann die junge Frau tun, was sie am liebsten tut: Neue Sträuße binden, umdekorieren.
»Berufsschule ist anstrengender als hier zu arbeiten«, findet Rebecca Drechsler. In der Schule sitzt man den ganzen Tag und muss zuhören. Von Mathe bis Gestaltung, von den botanischen Namen der Pflanzen bis zur richtigen Kommunikation mit den Kunden reicht der Lehrplan.
Mit 10 Jahren wollte Rebecca Drechsler das Friseurhandwerk lernen. Seit August 2007 lernt die 15jährige Floristin im Travemünder Blumenhaus Kufahl. Ihre ältere Schwester hat schon bei Kufahl als Aushilfe gearbeitet, das brachte sie auf die Idee. Sie selbst hat mehrere Praktika im Blumengeschäft gemacht, hat in den Ferien ausgeholfen. Wenn sich Ausbilder und Lehrling über Praktika schon kennen, wissen beide Parteien, was auf sie zukommt. Dann ist die Bewerbung meist nur noch Formsache: »Ich hab meine Bewerbung abgegeben, wir haben ganz kurz geredet, dann habe ich unterschrieben«, erzählt Rebecca Drechsler. Weil sie erst 15 Jahre alt ist, arbeitet sie von morgens um neun bis abends halb sechs. »Gute Arbeitszeiten«.
Der Beruf der Floristin ist abwechslungsreich und macht Spaß, findet Rebecca. Ihren Beruf empfindet sie als Handwerk, für das man Verständnis für Farben und Gestaltung braucht. Rosa kann man nicht mit Orange kombinieren. Und man muss auf Kundenwünsche eingehen können. Wenn der Strauß nicht gefällt, wird er umgestellt, werden neue Vorschläge gemacht. Immer freundlich, auch wenn man selbst mal nicht so gute Laune hat. Dann gibt es noch die Kunden, die von einer Trauerfeier kommen. Der Friedhof liegt direkt gegenüber vom Blumenhaus. Das ist dann schon schwer für einen selbst, sagt Rebecca Drechsler. Dann werden auch Erinnerungen an Trauerfälle in der eigenen Familie wach.
Seit ihrem vierten Lebensjahr wohnt Rebecca Drechsler in Travemünde, die Familie kommt aus Berlin. Seit ihrem 5. Lebensjahr besucht sie das Haus der Jugend auf dem Baggersand. Beim Leiter des Hauses Marcus Runge machte sie eine Schulung im Betreuen von Kindern mit, bei Festen wie dem Nikolausmarkt hilft sie an den Ständen der Jugendeinrichtung.
Rebecca Drechsler will auf jeden Fall in Travemünde bleiben. Wenn sie ausgelernt hat, wird sie 18 Jahre alt sein. Gibt es in der Floristik im Ostseebad dann keine Stelle, ist sie immer noch jung genug, einen weiteren Beruf zu lernen. HN
TA-Lesetipp:
In der Serie »Unsere Azubis« bisher erschienen:
Hotel- und Restaurantfachleute
1 http://www.blumenhaus-kufahl.de
2 http://www.haus-der-jugend-travemuende.de